Verabschiedung von Pfarrer Liermann und Begrüßung der neuen Vakanzpfarrerin Nill

Am 22. Sonntag nach Trinitatis, dem 05.11.23, verabschiedete sich der Nauroder Vertretungspfarrer Alexander Liermann von ‚seiner‘ Gemeinde, die die Kirche zum Gottesdienst gut füllte. Gleichzeitig stellte sich Pfarrerin Claudia Nill vor, die bis Ende Februar 2024 die Vakanzvertretung mit einer halben Stelle übernehmen wird.

Mit seiner Predigt über 1. Joh 2,12–14 glänzte Pfarrer Liermann ein weiteres Mal, brachte er doch das Evangelium zum Sonntag aus Mt 18,21–35 und dem Predigttext meisterlich zusammen. Er arbeitete die gekonnt die Kernaussagen heraus: Selbst Vergebung empfangen und anderen die Vergebung vorenthalten – dieses Verhalten kritisiert Jesus deutlich im Gleichnis vom Schalksknecht. Der Herr/König lässt Gnade walten: Er erlässt seinem Knecht eine ungeheure Summe Silbers, die dieser ihm schuldet und nicht zurückzahlen kann, anstatt den Schuldner selbst und seine Familie zu verkaufen, wie zunächst angedroht. Der so Begnadigte trifft danach einen Mitknecht, der ihm eine vergleichsweise geringe Summe schuldet und nicht zurückzahlen kann; wir würden jetzt erwarten, dass er sich ihm ebenfalls gnädig erweist, predigt Pfr. Liermann. Aber nein, der Mann hat nichts gelernt, verhält sich anders als er selbst behandelt wurde, egoistisch und hartherzig – und lässt seinen Schuldner ins Gefängnis werfen, trotz dessen Flehen um Gnade. Und erhält dafür seine gerechte Strafe vom König, dem das Fehlverhalten zu Ohren gekommen ist.

Gott also, sagt Pfr. Liermann, ist seinen Geschöpfen gegenüber immer gnädig, so lange sie sich ihren Mitmenschen gnädig erweisen. Er verwies auf das jüdische Jom Kippur-Fest, wo sich alle Jüdinnen und Juden mit denen ehrlich versöhnen müssen, mit denen sie in der Vergangenheit nicht auskommen konnten, und erinnerte im gleichen Atemzug an das Gebet, das Gottes Sohn uns gelehrt hat: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“…

So hält es Gott mit uns. Weil er uns gnädig ist, sollen auch wir Menschen untereinander Gnade zeigen und nicht hartherzig durchs Leben gehen. Pfr. Liermann ruft die Gläubigen dazu auf, die nötigen Schritte zu tun, damit Versöhnung stattfinden kann und schließt diejenigen mit ein, denen dies derzeit in Anbetracht der vielen kriegerischen Auseinandersetzungen nicht gelingt, die aber trotzdem nicht aus der Gnade herausfallen, denn auch sie können umkehren.

Nach der Predigt verabschiedete die KV-Vorsitzende U. Boppre mit bewegenden Worten den sichtlich gerührten Pfr. Liermann und überreichte ihm einen Karton, in dem man Weinflaschen vermutete. Falsch. Knut Mittendorf hatte eine Schiefer-Schindel des alten Kirchendachs mit einem Uhrwerk versehen und neben den Zeigern sogar die Nauroder Kirche als Hintergrund hinein graviert. Eine bleibende Erinnerung an Pfr. Liermanns Zeit in Naurod, die ihn nach Klarenthal, wo er nun ausschließlich tätig sein wird, begleiten soll. Das Schlusslied „Möge die Straße uns zusammenführen“ wirkte tröstlich der Abschiedsstimmung entgegen, und das „ChorOna“-Ensembles (M. Ruffing, E. Dinges und U. Boppré), am E-Piano begleitet vom Nauroder Organisten Markus Kaiser, wünschte allen zum Ausgang „Friede, Friede sei mit Dir!“.

An der Kirchentüre verabschiedeten sich die Kirchgänger von ihrem hochgeschätzten Vertretungspfarrer – und hießen Pfarrrin Nill willkommen.

MM / MR