Was hörte man auf den voll besetzten Bänken vor der großen Festtagsbühne? „Der liebe Gott ist doch en Nauerder!“ So ein tolles Kaiserwetter hatte er Naurod zu seinem 70-jährigen Äppelblütefest beschert!
Mit Sonnenhüten und -brillen, leichter Sommerbekleidung ausgestattet, strömten die Gottesbesucher herbei, um während dieser hektischen Tage mitten im Ort, inmitten der Feierlichkeiten – an dem idyllischen Ort zwischen „Backes“ und den anderen Fachwerkhäusern und dem Dorfbrunnen vor Kunroads‘ Haus – einmal inne zu halten.
Und das können die Nauerder und ihre Gäste– nicht nur die aus Auringen und Umgebung, sondern auch die, die aus dem 830 km entfernten Fondettes, Naurods Partnerstadt an der Loire, eigens aus Anlass des 70. Äppelblütenfestes gekommen waren, auch – inne halten.
Die Bläser von Mathias Schädlich aus Wiesbaden eröffneten und umrahmten mit ihren Chorälen den Gottesdienst. Martin Maurer, Prädikant der evangelischen Kirche und Christine Klaus, Vertreterin der katholischen Kirche St. Birgid begrüßten gemeinsam die gemischte Gemeinde und führten abwechselnd durch den Gottesdienst.
Es war mucksmäuschenstill, als Prädikant Martin Maurer seine tiefgehende Predigt hielt:
Er stellte in seiner Predigt den Trost in den Mittelpunkt, denn mit Pfingsten, der Ausgießung des Heiligen Geistes, des Parakleten (Trösters), ist die österliche Zeit beendet.
Die Ankündigung des Trostes, der in Form des Heiligen Geistes den Jüngern und uns allen im Johannesevangelium Kapitel 16 beschrieben wird, ist nicht einfach zu verstehen. So, wie die Jünger damals es nicht verstanden, was ihnen Jesus damit sagen wollte, so tun auch wir uns schwer mit dem Verstehen des Heiligen Geistes als Gottes Stellvertreter, denn Jesus ging am Himmelfahrtstag zum Vater.
Bei den schlimmen Ereignissen, die unsere heutige Welt prägen, könnte der Verdacht aufkommen, Gott zog sich aus seiner Welt zurück. Dass er das nicht tat, spüren wir an all den Menschen, die sich um ihre Nächsten bemühen, denen das Wohlergehen von Mensch und Natur am Herzen liegen. Den Trost, den wir spenden und der durch den Heiligen Geist begründet ist, hält unsere Welt auch weiterhin zusammen, mit Jesus in unserer Mitte.
Beeindruckt von den Worten blieb man noch eine Weile zusammen, freute sich, mit Bekannten, Freunden und schon lang nicht mehr gesehenen Naurodern zu plaudern, verabredete sich für den Nachmittag zum Festumzug, der mit so viel Liebe, Energie und Engagement auf die Beine gestellt worden war und nun bei wunderbarem Wetter durch Naurods Straßen laufen wird.
Und noch eins: Obwohl und weil die Nauroder Gottesdienste immer noch gut besucht sind, darf sich Kirche auch einmal an einem solchen Tag zu ihren „Schäfchen“ in die Innergaß‘ begeben – zu dem inzwischen schon zur schönen Tradition gewordenen ökumenischen Gottesdienst.
Der Erfolg gab den Organisatoren und Helfern von Kirche und Feuerwehr recht: denn sie wurden am Ende mit einem dankbaren Applaus von dem so zahlreich erschienenen „Publikum“ belohnt!
Ilse Thol