100. Geburtstag von Wilhelm Schmidt

Dass ein Mensch seinen 100. Geburtstag erlebt, kommt in der heutigen Zeit schon hin und wieder einmal vor; dass er ihn wirklich feiern kann, ist schon seltener. Wilhelm Schmidt, der nach eigenen Aussagen nie so alt werden wollte, aber nun, da er es geworden ist, das auch feiern wollte, konnte das am 1. Februar bei stabiler Gesundheit und unbeeinträchtigter geistiger Wachheit tun, und er wurde auch angemessen gefeiert: Im „Hinkelhaus“, auf Auringer Grund und näher an Medenbach als an Naurod (wie Wolfgang Nickel humorvoll anmerkte), feierten die gesamte große Familie, gefühlt halb Naurod, mit Vertretern der Kommunalverwaltung, des Radballvereins und der Kirchengemeinde dieses besondere Ereignis, auch die beiden Pfarrer Dirk Lammers und Reinhard Strähler aus Wilhelm Schmidts aktiver Zeit im Kirchenvorstand waren angereist. Das sei keine Geburtstagsfeier, das sei ein Geburtstagsfest gewesen, urteilte der Jubilar später, es war alles wie es sein sollte – wie schön ist es, wenn das gelingt!

Wilhelm Schmidt steht am Lesepult.

Dass die Feier für Wilhelm Schmidt und seine Gäste zum Fest wurde, lag nicht zuletzt an diesem besonderen Menschen selbst, der – friedvoll im feinen grauen Anzug mitten im Getrubel sitzend, ein Sträußchen am Revers – alle Gratulanten mit einem feinen Lächeln und einem persönlichen Willkommenswort bedachte, wenn sie sich ihm wegen seiner Sehbehinderung vorstellten, um die Glückwünsche zu überbringen…

Nicht nur, dass es sich Wilhelm Schmidt nicht nehmen ließ, mit einer selbst verfassten und gehaltenen Rede die Anwesenden zu begrüßen, war so beeindruckend wie anrührend, auch die Rede selbst war es, zu deren Beginn der Jubilar für sein langes und reiches Leben den Dank an Gott aussprach. Die Erwähnung der prägenden Erfahrung des Krieges als junger Soldat in Italien und der Tschechoslowakei, aus dem der Zwanzigjährige nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde und nach Hause zurückkehren durfte, diente einem aktuellen Zweck: nämlich der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass die heutigen Politiker, die selbst noch keinen Krieg erlebt haben, sich doch mit aller Kraft für Frieden einsetzen sollten.

Der längste Teil der Rede war Naurod und der mit der geliebten Ehefrau Lydia gegründeten großen Familie gewidmet, beides nicht voneinander zu trennen, beides Heimat, für die Wilhelm Schmidt sein Bestes getan und gegeben hat. Er stellte alle namentlich vor, zeichnete das Netz der Familie nach, bestehend aus vier Kindern und deren Familien, zehn Enkeln und deren Familien, vier Urenkeln – und dazu brauchte er seine Notizen nicht mehr, sie alle, von Lydia bis zum jüngsten Gast, dem 6 Monate alten Urenkelchen, waren für ihn und mit ihm präsent.

Wilhelm Schmidt sitzt vorne und hintendran stehen seine vier Kinder

Die Reden, die danach gehalten wurden, um Wilhelm Schmidt zu ehren, Glück- und Segenswünsche zu überbringen, machten deutlich, dass es diese Präsenz, verlässliche Zugewandtheit, freundlich-sachliche Disziplin, verbunden mit augenzwinkerndem Humor sind, die alle an ihm kennen, schätzen und lieben; der – aktiv im Kirchenvorstand und im Vorstand des Radballvereins „Wanderlust“ – den Bau des Forums und der Kellerskopfhalle begleitete…

Ohne tiefe Dankbarkeit und Menschenliebe ist ein umfassendes und treues Engagement nicht denkbar; und Wilhelm Schmidt, dessen Leben von Gemeinschaft geprägt ist, darf uns als Vorbild gelten. Dass Familie und Heimat für ihn keine geschlossenen Systeme sind, sondern von Vielfalt und Offenheit leben, ließ die Atmosphäre des Festes spüren.

Auch im Kirchenvorstand war Wilhelm Schmidt von 1961 an drei Jahrzehnte lang tätig, mehr als die Hälfte der Zeit als Vorsitzender; weitere zehn Jahre nahm Wilhelm Schmidt an den Sitzungen als Ehrenmitglied teil, als aufmerksamer, besonnener Zuhörer und Berater, wie damalige KV-Kolleginnen und -Kollegen zu berichten wissen. Der aktuelle Kirchenvorstand gratuliert seinem Ehrenmitglied ganz herzlich! Möge Gottes Segen ihn auf seinem letzten Lebensabschnitt begleiten und ihm noch viele glückliche Tage schenken!

Dr. Margit Ruffing

Fotos: Adelheid Mittendorf